MESSIES: SUCHT und ZWÄNGE

  Messies:

  Sucht und Zwang




Was / wer ist ein Messie?

Messies (engl. Mess = Chaos, Unordnung)

... erkennen Sie im Strassenbild oder im Bus nicht als unordentliche Sammler!

Messies sind gekleidet und gepflegt wie andere, ganz ihrer sozialen Schicht entsprechend. Einzelne sind sicher Bekannte von Ihnen, die sie nie in ihre Wohnung bitten und sich stattdessen ausserhalb mit ihnen treffen.

Messies finden sich in allen Schichten.

Eine ganze Reihe der Frauen und Männer mit dieser Störung fallen dadurch auf, dass sie unwillentlich andere regelmässig warten lassen und Termine und Fristen verpassen. Zwanghaft unpünktliche »Messies« sammeln vielfach genauso wie ihre pünktlichen Leidensgenossen.

Angehörigen und Freunden bleibt nicht selten verborgen, dass eine ganze Reihe von ihnen in ihren Wohnungen, Speichern, Kellern, Zweitwohnungen, Lagerhäusern endlos viel Gedrucktes oder einfach alles, was sie beim Erben, beim Sperrmüll oder im Wertstoffhof oder sonst wo in die Hände bekommen können, lagern.

Oder sie trennen sich nicht von all dem, was im täglichen Leben anfällt und entsorgt wird.

Ist “Messiesein” eine Verhaltensauffälligkeit oder eine richtige Krankheit?

Menschen mit der Messie-Störung leiden unter störenden, früh gebildeten und ursprünglich defensiven Charakterzügen und unter sehr verschiedenen Krankheiten


Ist es eine Zwangskrankheit?

Kommt es zusammen mit Zwängen vor?

Genau genommen ist die Messie-Störung Folge einer Charakterstörung und einer Sucht. Messies sind zwanghafte Persönlichkeiten und handeln zwanghaft zuwider (mach ich nicht!).

Messies halten Ordnung sozial, in Raum und Zeit oft nicht ein, weil sie sie unbewusst als aufgezwungen erleben. Gleichzeitig sind sie unser Erfahrung nach so gut wie immer in Teilbereichen des täglichen Lebens perfektionistisch. Häufig leiden die Betroffenen neben anderen Krankheiten auch unter Symptomen einer Zwangskrankheit und waschen, kontrollieren, grübeln und zählen in einem fort zwanghaft.


Was sind die Ursachen?

Die Ursachen, dass Messies unordentlich und unpünktlich sind, also gewohnheitsmässig zuwiderhandeln, sind übermässige erzieherische Strenge und Gewalt bereits im ersten Lebensjahr.

Ab dem zweiten Jahr passen sich die Kinder den erzieherischen Forderungen an und lernen, übertrieben ordentlich, sparsam, pünktlich, sauber und fügsam zu sein.

Strenge Eltern haben oft selbst grosse Strenge als Kinder erlitten.

Die Neigung, sich selbst süchtig mit Essen, Alkohol, Medikamenten, Drogen, Nikotin oder eben mit gesammelten Gegenständen zu versorgen, wurzelt in Entbehrungen an ausreichender Zuwendung bereits als Baby und Kleinkind.

Wenn Eltern durch Krieg, Migration, Scheidung, Armut und Krankheit übermässig belastet sind, können sie sich nicht ausreichend um die Kinder kümmern.

Oft herrscht in solchen Familien eine beklemmende soziale Unordnung.


Welches sind die Symptome?

Messies sammeln oft – nicht immer - zwanghaft und sind in manchen Bereichen unordentlich und unpünktlich, obwohl sie Ordnung einhalten wollen.

Oft essen sie süchtig, trinken, stopfen sich mit Tabletten oder mit Drogen voll und leiden unter Paniken und Depressionen. Viele haben zuhause Unordnung.

Messies können im Beruf sehr geordnet und erfolgreich sein.

Sie sind oft ungern zuhause und gehen viel lieber einkaufen.

Die Vielfalt der Erscheinungsbilder bei Messies ist ein zentrales Kennzeichen dieser Störung.

Die Merkmale des Zwangscharakters und die Krankheitssymptome - oft Sucht - variieren von Messie zu Messie erheblich.

Die Störung kann von Jugend an (oft bei Messieeltern) bestehen oder erst nach einer Lebenskrise mit überwältigenden Verlusten ausbrechen.

Mit der klinischen Erforschung dieser wechselnden Kombinationen von bewusst nicht beeinflussbaren, aber sehr störenden und in sich widersprüchlichen Charakterzügen (Perfektionismus und Chaos gleichzeitig) und seelischen Krankheiten – bevorzugt offenen oder mit Sucht unterdrückten Depressionen - ist die sichere Zuordnung der Störung gelungen.


Wo hört Sammelleidenschaft auf und wo fängt Messiesein an?

Viele Leute sammeln leidenschaftlich und halten ihre Sammlungen in Ordnung. Messies sind dagegen, ohne es zu beabsichtigen, unordentlich mit ihren Sammlungen.

Allerdings sind die Übergänge von geordneten zu unordentlichen Sammlungen fliessend, da Messies zum Teil ihre Unordentlichkeit durch Perfektionismus ausgleichen können und erst bei Krisen dekompensieren.

Messies verlieren wegen des häuslichen Chaos teilweise das Sorgerecht für ihre Kinder oder müssen ihre Mietwohnungen verlassen.


Sind “Vermüllungen” die stärkste Stufe des Messieseins?

Vermüllung bis zur Unbewohnbarkeit der Wohnungen und Beeinträchtigung der Nachbarn durch Gestank, Ungeziefer und Ratten sind eher seltene Extremfälle und so »die stärkste Stufe des Messieseins. Vielleicht die Hälfte der so Betroffenen zeigt auch die Krankheitssymptome einer Psychose.


Gibt es einen Unterschied im Messiesein zwischen simplem Horten und aktivem Sammeln bestimmter Gegenstände?

Die individuellen Unterschiede sind bei Messies erheblich, manche sammeln nur Gedrucktes, andere alles. Entscheidend für Messies ist, dass sie ihre Sammlung, obwohl sie es wollen, nicht ordnen, und dass sie teilweise grenzenlos sammeln, bis ihre Wohnungen und Häuser schier unbewohnbar werden.


Wie kann man das Syndrom “behandeln”? Was können Messies selbst tun?

In den psychoanalytischen, deutenden und interaktiven Behandlungen werden »Messies« aufgeklärt, in welchen Erfahrungen ihre widersprüchlichen Charakterzüge wurzeln und wie diese zusammenwirken, ausserdem wie Lebenskrisen und Verluste sie so geschwächt haben, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ihren Impuls zuwiderzuhandeln zu kompensieren.

Zugleich lernen Messies in der therapeutischen Begegnung ihre eingeübten Verhaltensmuster, unordentlich und süchtig zu sein, um!

Diese Verhaltensweisen, diese Muster (»Charakterzüge«), dienten als Kind ihrem Selbstschutz und verhinderten und verhindern unerträgliche Gefühlszustände.

Durch die unmittelbare Interaktion beim Kommen, Gehen, Vereinbaren, Bezahlen usw., also im Rahmen der Behandlung und durch die Interaktion im Dialog, wie gesprochen wird neben dem, was gesprochen wird, lernen sie, sich in der Gegenwart freier und unabhängiger zu erleben.

Leiden Messies unter Zwängen, deren Ursachen verdrängte Rachephantasien in der Kleinkindheit sind, dann werden diese mit Hilfe psychoanalytischer Deutungen zugänglich gemacht; die aus ihnen stammenden Ängste werden so beherrschbar.

Viele Messies regulieren ihre schmerzlichen, ängstlichen, ärgerlichen, sehnsüchtigen Gefühle, indem sie sie unterdrücken.

Dieser Selbstschutz als Kind gegenüber Enttäuschungen und erzieherischen Angriffen hindert sie, gelingende Beziehungen zu entwickeln.

Die Gefühlsunterdrückung kann in der Behandlung „umgelernt“ werden.

Messies können sehr von Selbsthilfegruppen profitieren.

Die Erfahrung, anderen geht es ähnlich wie ihnen, hilft, sich weniger zu schämen, selbstbewusster zu sein und sich weniger von anderen zurückzuziehen oder sich gegenüber anderen zu verschliessen und unerreichbar zu machen.


  Elendes Leiden unter Angst,  

  Zwang und Scham... 

  Sozialer Rückzug, totale Isolation:  

  Wenn Chaos überhandnimmt!  


Ambulante Wohnungshilfe für Messie

Ein differenziertes, auf die jeweilige Lebenssituation abgestimmtes Hilfe- und Serviceangebot:

... mit Herz, Verstand und Fachwissen!

Alle angebotenen Massnahmen der Ambulanten Wohnungshilfe von ATAX werden unter sozialpädagogischen Gesichtspunkten geplant und durchgeführt.

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